Eine Firma, eine Mission
Biogas in Irland

Auf der Grünen Insel, wie Irland gerne genannt wird, gib es inzwischen ca. 90 Biogasanlagen, wobei die Entwicklung im Norden der Insel deutlich weiter vorangeschritten ist. Hier wurden mit Abstand die meisten Anlagen errichtet. Das liegt auch daran, dass über 80 % der Fläche als Gras- und Weideland genutzt werden, Gülle jedoch nur bei der Stallhaltung von Nutztieren anfällt. Wer hier eine Biogasanlage betreibt, muss sich also nach anderen Inputstoffen umsehen. So wie die BioCore Environmental Ltd, die an das Potenzial von Klärschlamm und anderen organischen Reststoffen und Abfällen glaubte und dafür eine Biogasanlage zur Erzeugung von erneuerbarem Strom und Dünger in der Grafschaft Roscommon baute. Nachdem das Unternehmen zuvor eine große Biogasanlage in England gebaut und betrieben hatte, verkaufte es 2016 seinen Anteil an der Anlage, um sich mit dem gesammelten Know-how dem heimischen Markt zuzuwenden.

BioCore: Abfälle in wertvolle Rohstoffe verwandeln

Zwar gibt es stolze 13.800 Biogasanlagen in Europa, gleichmäßig über den Kontinent verteilt sind sie jedoch nicht: Über 9.000 von ihnen stehen alleine in Deutschland. In Frankreich und der Slowakei wird jedoch fleißig gebaut, in Italien hat man die Zahl der Anlagen innerhalb nur eines Jahres von 521 auf 1.264 mehr als verdoppelt und auch in Großbritannien wird der Biogasanlagenbau gefördert.

Während in Irland die Entwicklung im Biogassektor weit hinter vielen europäischen Ländern zurückgeblieben ist, sah BioCore ein großes Potenzial für diese Technologie. Aber es war nicht einfach. Zehn lange Jahre dauerte es von der Entwicklung und Planung bis zur Inbetriebnahme der 1 Megawatt großen Biogasanlage, welche letztlich nahe der Stadt Ballaghaderreen in der Grafschaft Roscommon im westlichen zentralen Binnenland Irlands gebaut wurde. Hauptbestandteile der BioCore-Anlage sind ein 2.500 m3 fassender Fermenter, ein ebenfalls 2.500 m3 fassender Nachgärer sowie zwei Behälter für Gärreste mit insgesamt 7.000 m3 Fassungsvermögen.

Abfälle als Bakterienfutter

In der Landwirtschaft der von Grasland geprägten Region dominiert die Haltung von Schafen und Rindern. Ackerbau spielt nur eine untergeordnete Rolle, weshalb das Konzept von BioCore die Nutzung von landwirtschaftlichen Inputstoffen wie Energiepflanzen oder Reststoffen auch gar nicht erst vorsieht. Dem Unternehmen geht es vor allem darum, unterschiedlichste in der Region verfügbare Abfälle und Reststoffe in wertvolle Energie zu verwandeln. Schon bei der Planung legte BioCore daher großen Wert auf eine ebenso effiziente wie flexible Anlagentechnik. Diese wurde in Zusammenarbeit mit dem deutschen Biogasanlagenbauer
BioConstruct ausgewählt und installiert. Zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) stehen für die Verstromung des Biogases bereit. Geplant ist langfristig, die elektrische Energie ins Netz einzuspeisen, während die Wärmeenergie intern genutzt wird. Neben der Beheizung der diversen Behälter wird sie für die Aufbereitung der Gärreste verwendet.

Der von den Anlagenentwicklern vorgeschlagene PreMix-Feststoffdosierer von Vogelsang passt bestens zu den Vorstellungen der Verantwortlichen bei BioCore, ist doch das Flüssigfütterungssystem in der Lage, unterschiedlichste Inputstoffe zunächst gut anzumaischen, um sie anschließend gut aufbereitet in den Fermenter einzubringen. Aktuell wird dieser vor allem mit Klärschlamm aus den umliegenden Kläranlagen gefüttert – BioCore arbeitet eng mit Irish Water zusammen. Die zumeist eher kleinen Kläranlagen des Wasserverbandes verfügen in der Regel nicht über eine anaerobe Schlammstabilisierung, weshalb der Klärschlamm noch sehr viel Energie enthält. Dazu wird der Schlamm zunächst vor Ort auf den Anlagen entwässert, um seine Transportwürdigkeit zu verbessern. In der BioCore-Biogasanlage werden die rund 20.000 Tonnen Schlamm im Jahr dann zur Energiegewinnung genutzt.

Die Einbringung selbst ist automatisiert. Aus dem als Vorlagebehälter dienenden Schubbodencontainer gelangen die Substrate via Schneckenförderer in den PreMix. In der Kombination aus Nasszerkleinerer und Exzenterschneckenpumpe werden sie mit einer Flüssigkeit zu einer homogenen Suspension angemaischt und die darin enthaltenen Feststoffe zerkleinert, sodass die Suspension ganz einfach durch eine Rohrleitung in den Fermenter und, sofern gewünscht, auch in den Nachgärer gepumpt werden kann. Dank der Ausstattung des PreMix mit einer Steuerung, der Performance Control Unit (PCU), ist es auch nicht von Belang, dass der Klärschlamm, je nach Herkunft, stark variierende Viskositäten und Eigenschaften aufweist. Die Sensoren der Überwachungseinheit erfassen alle wichtigen Daten, auf deren Basis die PreMix-Einstellungen automatisch dem Substrat angepasst werden, sodass das Substrat immer gleichbleibend gut aufbereitet wird. Besonders glücklich über seine Entscheidung für den PreMix ist James Russell, technischer Direktor der BioCore-Anlage, wegen des ersten der vier Prozessschritte der Feststoffdosierung: der Abscheidung von Schwergut noch vor der weiteren Aufbereitung und der Pumpeinheit. Denn der Klärschlamm enthält deutlich mehr Steine und Metallteile als erwartet. Jede Woche muss der Schwergutabscheider geleert und dazu der PreMix außer Betrieb genommen und geöffnet werden. Aktuell überlegt der Betreiber deshalb, den Feststoffdosierer mit dem Debris Removal System von Vogelsang auszustatten. Mit dessen Hilfe könnte das Schwergut im laufenden Betrieb ausgeschleust werden.

“Wir haben uns für Vogelsang entschieden, weil es ein etablierter Name mit gutem Ruf ist und wir uns auf die Technologie verlassen können. Die Substrate werden vom PreMix zuverlässig und gleichmäßig angemaischt und aufbereitet. Der RotaCut zerkleinert die Feststoffe im Gärrest konform den Anforderungen für Klasse-A-Qualitäts-Biofeststoffe.”
James Russell, technischer Direktor BioCore Roscommon

Neben dem Klärschlamm sorgen Flotate aus Fettabscheidern für einen gesteigerten Gasertrag bei BioCore. Außerdem sollen Lebensmittelabfälle in den Fermentern vergoren werden. Die Technik ist bereits dafür ausgelegt: Der PreMix kann auch dieses Inputmaterial problemlos aufbereiten und einbringen. Am Ende des Prozesses sorgen eine Hygienisierung und ein nachgeschalteter Separator dafür, dass die Suspension vorschriftsgemäß zu Klasse-A-Biofeststoffen aufbereitet werden kann. Eine strikte Trennung der sogenannten schwarzen und weißen Seite mit eigenen Rohrleitungen und Pumpen verhindert dabei eine Kontamination
der Gärreste nach dieser finalen Aufbereitung. Dabei wurde für die Befüllung des Hygienisierungstanks eine Pumpe mit nachgeschalteten RotaCut-Nasszerkleinerern installiert. Denn vor der Erhitzung im Rahmen der Hygienisierung ist eine mechanische Zerkleinerung aller in der Suspension enthaltenen Feststoffe auf unter 12 mm in zwei Dimensionen vorgeschrieben. Nur so ist gewährleistet, dass sie durch und durch erhitzt und
die Keime und Bakterien in der Suspension abgetötet werden. Die Energie hierfür stammt aus der Abwärme der Blockheizkraftwerke der Biogasanlage. Für den Zerkleinerungsprozess vertraut BioCore auf einen RotaCut
RCX-48G mit 10-mm-Wabensieb. Die besonders feine Aufbereitung hat noch einen weiteren Vorteil: Die Suspension lässt sich im Anschluss besser entwässern. Und während die flüssige Phase zurück in den Fermenter
geführt wird, ersetzt der entwässerte Anteil, ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft, Kunstdünger in der Landwirtschaft.

Aufmerksamkeit für Biogas schaffen

Noch einen weiteren wichtigen Aspekt hat das BioCore-Projekt für James Russell: Er möchte seine Landsleute, insbesondere jene aus der Region rund um die Biogasanlage, über die Vorteile der Biogastechnologie aufklären und darüber, wie sie alle von regional in sich geschlossenen Kreisläufen profitieren können. Genau dafür engagiert er sich; er lädt seine Mitmenschen auf die Biogasanlage ein, zeigt ihnen die Installationen vor Ort und erklärt, wie die Anlage funktioniert. Darüber hinaus hält er Vorträge, z. B. vor den Mitgliedern der Irish Cattle & Sheep Farmers’ Association (ICSA), um die Akzeptanz der Biogastechnologie zu steigern und so die  Realisierung weiterer Anlagen zu erleichtern. Denn der umtriebige Direktor beschäftigt sich schon mit neuen Biogasprojekten. Und auch dabei wird er sich auf Vogelsang-Komponenten verlassen – wie übrigens 60 % aller
irischen Biogasanlagenbetreiber.