„Krisen solchen Ausmaßes können wir nur gemeinsam überstehen“
#wetogether

Kein Mensch, keine Familie, kein kleiner Betrieb und kein großes Unternehmen in Deutschland und der Welt ist nicht davon betroffen: Das Corona-Virus SARS-CoV-2, seine Herausforderungen und seine Folgen halten alle auf unterschiedliche Art und Weise in Bann.

THINK RED!: Herr Vogelsang, Corona hält derzeit die Welt in Atem. Es herrscht allgemeine Krisenstimmung. Wie und in welcher Weise können Sie auf diese außergewöhnliche Situation reagieren?

Harald Vogelsang: Wir sind froh, dass wir in den letzten Jahren gut gewirtschaftet haben. Wir verfügen über ausreichende Rücklagen, um voraussichtlich auch diese Krise, wie zuvor die Krise 2009/2010, zu überstehen. Wir haben ein gut funktionierendes Krisenmanagement, das in diesen Tagen zweimal pro Woche tagt. Damit können wir schnell unternehmensweit Engpässe und Gefährdungen erkennen und handeln. Ganz wichtig ist für uns, dass wir den Kontakt zu unseren Kunden und Lieferanten nicht abbrechen lassen. Krisen solchen Ausmaßes können wir nur gemeinsam überstehen.

Sie sprechen von Social Distancing und Homeoffice. Lässt sich das so reibungslos umsetzen? Was sagen Ihre Kunden und Mitarbeiter dazu?

Aufgrund unserer Internationalität sind wir schon seit einigen Jahren sehr gut in Sachen Videokonferenzen und virtueller Kommunikation aufgestellt, d. h., die Infrastruktur und das technische Know-how waren zum Glück bereits vorhanden, um schnell viele Arbeitsplätze aus der Verwaltung und der Konstruktion in Heimarbeitsplätze umzustrukturieren.

Auf unsere Mitarbeiter sind wir besonders stolz. Sie zeigen durch ihre große Flexibilität und auch unter extrem erschwerten Arbeitsbedingungen ihre optimale Einsatzbereitschaft. Es gibt uns ein gutes Gefühl, dass wir uns auf die Loyalität unserer Mitarbeiter verlassen können. Ohne diese tolle Mannschaft müssten wir uns Sorgen machen. Unsere Kunden spüren das, sie sind angenehm überrascht, dass wir weiterhin und ständig für sie da sind und auch im Homeoffice fast uneingeschränkt arbeitsfähig sind.

Was meinen Sie genau, wenn Sie von WE TOGETHER sprechen?

Der Zusammenhalt aller ist heute gefragt. Es stimmt: Große Krisen lassen sich nur beherrschen, wenn alle Marktteilnehmer, Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Die Flexibilität unserer Mitarbeiter ist eine Grundvoraussetzung, ohne die es nicht geht. Aber auch das Unternehmen macht derzeit gesonderte Arbeitszeitmodelle möglich, um unseren Mitarbeitern Freiräume bei der Kinderbetreuung zu schaffen. Auch unsere Lieferanten sind wichtig. Zum Beispiel ist einer von ihnen in die Bresche gesprungen und hat uns innerhalb von drei Wochen ein Bauteil als Ersatz für ausbleibende Lieferungen konstruiert und gefertigt. Andererseits bestehen wir nicht auf unseren Zahlungsfristen und zahlen Rechnungen noch vor Fälligkeit.

Mit welchen Maßnahmen können Sie im Rahmen Ihres Geschäftsfeldes helfen und unterstützen?

Auf Kundenseite wirken sich die Corona-Krise und das Arbeiten aus dem Homeoffice stark auf die örtlichen Kläranlagen und Abwassersysteme aus. Das Hamstern von Toilettenpapier führt zur stärkeren Nutzung von Küchen- und Feuchttüchern, die sich nur sehr langsam zersetzen. Das führt bei den kommunalen Abwasserbetrieben zu großen Problemen: Deshalb haben wir uns entschieden, unsere leistungsstarken XRipper-Zweiwellen-Zerkleinerer zu vermieten – die ersten vier Wochen sind dabei mietfrei. Wir wollen hier schnelle und unbürokratische Hilfe bieten.

Gibt es weitere Initiativen, zum Beispiel von der Belegschaft?

Ja, erst kürzlich hat zum Beispiel die Vogelsang-Stiftung der Oberschule hier in Essen (Oldenburg) zwei 3D-Drucker übergeben. Mit diesen beiden Druckern werden nun Bügel für Gesichtsmasken erstellt.

Darüber hinaus hat Dr.-Ing. Peter Hartogh, Assistent der technischen Geschäftsführung, sehr schnell 3D-Daten entwickelt, um Atemmasken mittels 3D-Drucker zu produzieren. Diese 3D-Daten stellen wir seit Anfang April als kostenlosen Download auf unserer Website zur Verfügung.

Wie werden Ihre Auslandsvertretungen, vor allem in den Regionen Italien, Frankreich, Spanien, USA, mit dieser Situation fertig?

Die haben es natürlich sehr schwer. Vor allem Spanien, Frankreich und Italien sind im Augenblick schwer getroffen. Glücklicherweise können wir aber aufgrund unserer IT-Infrastruktur auch dort weitgehend ohne Einschränkungen aus dem Homeoffice heraus arbeiten. Wir sind auch in der Lage, gegenseitig unsere Kunden international zu beliefern, um bei Teileknappheit auszuhelfen. Unsere Kunden honorieren dies. Zusammen mit der Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiter hilft all das, in vielen Fällen Schwierigkeiten zu überwinden. Alle inländischen Maßnahmen gelten natürlich auch für unsere internationalen Partner und Lieferanten.

Wir sind im konstanten Kontakt und unterstützen von Deutschland aus, wann immer notwendig und möglich. Aber auch hier gilt: „Nur zusammen sind wir stark.“

Haben Sie Erfahrungen gesammelt, wie Sie bei zukünftigen ähnlichen Krisen noch besser reagieren können?

Ich glaube, niemand kann sich auf eine weltumspannende Pandemie mit vielen tausend Toten richtig und ausreichend vorbereiten. Wir hoffen natürlich, dass solche Katastrophen nicht wieder vorkommen, aber da wir uns dessen nicht so sicher sein können, werden wir lernen müssen, erfolgreich mit ihnen umzugehen. Die Hygiene und Infrastruktur müssen sich so weiterentwickeln, dass wir künftig auch ohne Shut-downs zurechtkommen. Das hilft dann auch bei der nächsten, normalen Grippewelle.

Wenn Sie einen Wunsch äußern könnten, was würden Sie sich wünschen?

Als Familienunternehmen sind wir ganz besonders auch den Familien unserer Mitarbeiter, Kunden und Partner zugetan. Ich wünsche mir, dass sie alle die nächsten Wochen und Monate die Pandemie gesund überstehen und vielleicht sogar gestärkt und mit mehr Bewusstsein für die Familie aus ihr hervorgehen.